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Generationen im Dialog: Werte, Wandel und Zukunft bei Gasser Ceramic

Wie gelingt es, ein traditionsreiches Familienunternehmen in eine innovative Zukunft zu führen? Im Interview geben Ruedi und Hans Gasser sowie Julienne Gasser und Lukas Schläppi Einblick in ihre Erfahrungen, Prinzipien und die Chancen des Generationenwechsels bei Gasser Ceramic.

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Ruedi Gasser, welche wichtigen Lehren aus möchten Sie Julienne und Lukas in der Unternehmensführung mit auf den Weg geben?

Ruedi Gasser: Dass sie auf ihre eigene Intuition vertrauen. Dabei sollten sie aber nie vergessen, auf Mitarbeitende, Kunden oder andere Geschäftspartner zu hören. Entscheidungen dürfen nicht allein im Büro gefällt werden, sondern man muss mit Menschen in den Dialog treten. Zudem rate ich ihnen, nach Rückschlägen nicht den Mut zu verlieren. Mit Geduld, Leidenschaft und einem langen Atem kommt man am Ende viel weiter als mit Hektik und übereilten Entschlüssen.

Hans Gasser, auf welche Prinzipien und Werte sollte die nachfolgende Generation Ihrer Meinung nach besonders achten?

Hans Gasser: Ich habe immer grossen Wert darauf gelegt, gegenüber Mitarbeitenden, Behörden, Kunden etc. ehrlich zu kommunizieren. Ein weiterer wichtiger Punkt für mich war, alle Mitarbeitenden gleich zu behandeln und ihre Anliegen ernst zu nehmen. Mein Grundsatz lautete: Wenn sich jemand für das Wohl des Unternehmens einsetzt, dann setze ich mich auch für sein oder ihr Wohl ein.

Was waren für Sie die grössten Herausforderungen und Erfolge der letzten 30 Jahre bei Gasser Ceramic?

Ruedi Gasser: Die grösste Herausforderung war der Spagat zwischen Innovation und unseren Wurzeln. Märkte, Technologien und Kundenbedürfnisse haben sich drastisch verändert. Dass es uns unter diesen Bedingungen gelungen ist, Gasser Ceramic als vertrauensvolle Marke zu etablieren, die für Persönlichkeit und Qualität steht, werte ich als grossen Erfolg. Dabei haben wir ein starkes Team aufgebaut, das stolz auf seine Arbeit sein kann.

Hans Gasser: Herausfordernd waren sicherlich die Automatisierung und Digitalisierung. Gleichzeitig sind aber auch die Ansprüche an unsere Produkte stetig gestiegen. Das gilt nicht nur für den technischen, sondern insbesondere für den optischen Bereich. Die Kundinnen und Kunden sind bezüglich Ästhetik feinfühliger geworden. Die Ziegel werden heutzutage wie ein feinkeramisches Produkt betrachtet. Das war früher nicht der Fall – ein Dach musste schlicht und einfach dicht sein.


Hans Gasser: "Die Kundinnen und Kunden sind bezüglich Ästhetik feinfühliger geworden. Die Ziegel werden heutzutage wie ein feinkeramisches Produkt betrachtet "

Wie hat sich die Unternehmenskultur bei Gasser Ceramic entwickelt?

Ruedi Gasser: Früher war vieles direkter, und der Umgangston war manchmal rauer. Heute ist unsere Kultur offener, dialogorientierter und teamausgerichteter. Wir haben gelernt, dass Wertschätzung und Mitdenken auf allen Ebenen entscheidend sind – und das ist im Arbeitsalltag spürbar. Das macht mich stolz.

Julienne Gasser, was hat Sie dazu bewogen, sich in der vierten Generation im Familienunternehmen zu engagieren?

Julienne Gasser: Mir war schon früh klar, dass ich irgendwann Teil von Gasser Ceramic sein will. Als Kind lief ich regelmässig mit meinem Vater durch die Fabrik und war von den damals schon automatisierten, grossen Anlagen fasziniert. Gleichzeitig schwappte seine Begeisterung für die Herstellung von Tonprodukten auf mich über. So stellte ich früh die Weichen für meinen beruflichen Werdegang, um eines Tages ins Familienunternehmen einsteigen zu können. Zudem betrachte ich es als grosses Privileg, unternehmerisch tätig zu sein – mit Verantwortung, aber auch der nötigen Freiheit, um neue Wege zu gehen.


Julienne Gasser: "Wir diskutieren offen, hören einander zu und verfolgen ein gemeinsames Ziel: Die Weiterentwicklung von Gasser Ceramic"


Wie erleben Sie den Übergang zwischen den Generationen? Werden Familientreffen jetzt zu Geschäftsleitungssitzungen?

Julienne Gasser: Aus meiner Sicht läuft der Generationswechsel sehr gut. Wir stehen in ständigem Austausch miteinander – nicht nur generationenübergreifend, sondern auch bereichsübergreifend. Wir diskutieren offen, hören einander zu und verfolgen ein gemeinsames Ziel: die Weiterentwicklung von Gasser Ceramic. Ich denke zudem, dass nicht nur wir von der dritten Generation lernen, sondern dass auch sie etwas Neues für sich aus diesem Austausch mitnehmen können. Was die Familientreffen anbelangt: Diese werden glücklicherweise nicht zu Sitzungen umfunktioniert. Seit ich im Unternehmen tätig bin, sprechen wir im Elternhaus allerdings häufiger über Geschäftliches. Meine zwei Schwestern und meine Mutter sind jedoch nicht operativ im Unternehmen tätig, weshalb sich das in Grenzen hält. Und wie gesagt, das finde ich sehr gut so!

Lukas Schläppi, welche Chancen sehen Sie für das Unternehmen, die der Generationenwechsel mit sich bringen wird?

Lukas Schläppi: Ich denke, wir haben mit dem schrittweisen Übergang eine gute Lösung gewählt. Eine Chance wird sicherlich darin bestehen, dass wir gewisse Dinge mit einem anderen Blickwinkel betrachten und uns auch trauen werden, Dinge auszuprobieren, die sich in der Vergangenheit vielleicht noch nicht bewährt haben — gerade weil sich die Ausgangslage inzwischen an einigen Stellen verändert hat.

Was motiviert Sie in Ihrer täglichen Arbeit und wie möchten Sie das Unternehmen in den nächsten Jahren weiterentwickeln?

Lukas Schläppi: Die Vielseitigkeit meines spannenden Arbeitsumfelds: Kein Arbeitstag ist gleich. Jeder Teilprozess ist ein Mikrokosmos voller spannender Entdeckungen, was mir als vielseitig interessierter Person sehr gefällt. Ich möchte die bereits schon gut standardisierten Arbeitsprozesse noch weiter optimieren. Damit wir das Wissen breiter abstützen können als nur auf einige wenige Mitarbeitende. Diese Sicherheit ist nötig, denn der Arbeitsmarkt ist schnelllebiger geworden.


Lukas Schläppi: "Ich habe es mir zum Ziel gesetzt, den Baustoff Ton zukunftsfähig zu machen. Um das zu erreichen, wollen wir auf die Erfahrung und die Zusammenarbeit unseres Teams setzen"


Welche Projekte oder Ideen wollen Sie besonders voranbringen, um Gasser Ceramic zukunftssicher aufzustellen?

Lukas Schläppi: Hier gäbe es eine riesige Auswahl an Antwortmöglichkeiten. Zusammenfassend möchte ich festhalten, dass ich es mir zum Ziel gesetzt habe, den Baustoff Ton zukunftsfähig zu machen. Um das zu erreichen, wollen wir auf die Erfahrung und die Zusammenarbeit unseres Teams setzen. Einerseits werden wir auch weiterhin auf gute und motivierte Mitarbeitende angewiesen sein. Damit wir diese für unser Unternehmen begeistern können, setzen wir auf eine gute Firmenkultur. Andererseits müssen wir die Arbeitsprozesse hinterfragen, damit sich alle wohlfühlen und ihr Bestes leisten können. Dazu gehört auch die regelmässige Wartung unserer Arbeitsmaschinen sowie allfällige Investitionen in neue Anlagen.

Wie dürfen wir uns die Zusammenarbeit innerhalb der neuen Unternehmensleitung vorstellen? Sind Sie beide immer einer Meinung?

Lukas Schläppi: Wir haben einen fixen wöchentlichen Termin, um aktuelle Themen zu besprechen. Bisher gab es kaum Unstimmigkeiten. Die wenigen bisherigen Differenzen konnten wir sehr gut sachlich und auf Augenhöhe klären. Das stimmt mich zuversichtlich, dass wir auch in Zukunft mit grösseren Unstimmigkeiten zurechtkommen werden.

Julienne Gasser, wie sieht Ihr typischer Arbeitstag aus? Und gibt es eine besondere Routine, die Ihnen hilft, einen arbeitsreichen Tag in Angriff zu nehmen?

Julienne Gasser: Einen typischen Arbeitstag gibt es bei mir eigentlich nicht. Jeder Tag ist anders und das schätze ich sehr. Die einzige Routine ist, dass der Wecker täglich um 6 Uhr klingelt. Danach ist mein Tag geprägt von Vielseitigkeit: Ich stehe häufig im Kontakt mit Menschen, sei es im Austausch mit Kundinnen und Kunden oder mit Mitarbeitenden. Gleichzeitig schätze ich die Zeit für mich allein, um bestimmte Aufgaben konzentriert zu erledigen. Die Mischung aus Konzentration und Austausch macht für mich den Reiz aus.

Ruedi Gasser, wie stark hat sich die Branche in den letzten Jahrzehnten verändert, und wo sehen Sie ihre Zukunft?

Ruedi Gasser: Die Branche hat sich in Richtung Technik, Geschwindigkeit und Internationalität entwickelt. Während früher Handarbeit dominierte, sind heute die Digitalisierung und Designtrends prägend. Gleichzeitig gewinnen Authentizität, Langlebigkeit und Nachhaltigkeit wieder an Bedeutung. Und genau darin liegt unsere Zukunft: im Zusammenspiel von Tradition und Innovation, von Menschlichkeit und Qualität.

Julienne Gasser, angenommen, Sie könnten eine beliebige Veränderung innerhalb der Branche bewirken – was wäre das und warum?

Julienne Gasser: Gerne würde ich sogar zwei Veränderungen anstossen. Zum einen wünsche ich mir, dass die Baubranche damit beginnt, vermehrt in Lebenszyklen statt in kurzfristigen Baukosten zu denken. Tonprodukte sind beispielsweise langlebig, unterhaltsam und sorgen für ein angenehmes Raumklima. All diese Qualitäten werden in der Planung meiner Meinung nach noch zu wenig berücksichtigt. Wer nur an den günstigsten Quadratmeterpreisen interessiert ist, verpasst einen echten Mehrwert – sowohl im ökonomischen als auch im ökologischen Sinn. Zweitens wünsche ich mir, dass das Handwerk wieder die Wertschätzung in der Gesellschaft erfährt, die es verdient. Wir brauchen Menschen auf der Baustelle, die mit Erfahrung, Know-how und Leidenschaft arbeiten. Sei es auf dem Dach, an der Mauer oder in der Produktion.

Welche Unterstützung wünschen Sie sich von der dritten Generation, um Ihre Ziele zu erreichen?

Julienne Gasser: Wir freuen uns, dass sie uns weiterhin mit ihrer Erfahrung zur Seite stehen werden. Die beiden haben das Unternehmen über mehrere Jahrzehnte hinweg erfolgreich geführt und geprägt. Dieses Wissen ist für uns Gold wert. Gleichzeitig wünsche ich mir, dass man uns vertraut, unsere Entscheidungen mitträgt und uns auch unterstützt, wenn wir gewisse Dinge anders angehen als bisher.


Ruedi Gasser: "Ich wünsche mir, dass Gasser Ceramic weiterhin ein Ort bleibt, an dem Menschen gerne arbeiten, sich weiterentwickeln können und stolz auf ihre Arbeit sind" 

Hans und Ruedi Gasser, auf welche Weise werden Sie das Unternehmen künftig unterstützen?

Hans Gasser: Julienne und Lukas müssen ihren eigenen Weg und Stil finden. Ich möchte keinesfalls als Sesselkleber oder Besserwisser auftreten. Ich sehe mich als Berater, den sie bei Bedarf hinzuziehen können.

Ruedi Gasser: Ich sehe das ähnlich. Wenn mein Rat gefragt ist, dann stehe ich gern zur Verfügung. Ich sehe mich jedoch künftig eher als Wegbegleiter denn als Steuermann. Die nächste Generation soll den nötigen Raum erhalten, um sich entfalten zu können. Vielleicht entstehen besondere Projekte, in denen meine Erfahrung gefragt ist. Gerne helfe ich auch bei einem Austausch mit langjährigen Kunden.

Wie sehen Sie Ihre Zukunft (privat bezogen) und was freut Sie besonders daran?

Hans Gasser: Darüber habe ich mir noch keine grossen Gedanken gemacht. Was mich jetzt schon freut, ist, dass ich weniger Verantwortung haben werde und sich dadurch mehr Freizeit ergibt. Allerdings möchte ich tunlichst vermeiden, in einen sogenannten Freizeitstress zu geraten und von einer Aktivität zur nächsten zu hetzen.

Was sind Ihre Hoffnungen für die Zukunft?

Ruedi Gasser: Ich wünsche mir, dass Gasser Ceramic weiterhin ein Ort bleibt, an dem Menschen gerne arbeiten, sich weiterentwickeln können und stolz auf ihre Arbeit sind. Zudem hoffe ich, dass Gasser Ceramic auch in Zukunft Spuren hinterlässt und Julienne und Lukas mit Freude, Mut und Herzblut ihre eigenen Wege gehen werden.