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«Profis sind auch in Zukunft gefragt»

Der wirtschaftliche Wandel vollzog sich noch nie so schnell wie heute. Beim Blick in die Zukunft stellen sich Fragen über Fragen, von denen nur wenige sicher beantwortet werden können. Der Luzerner Zukunftsforscher Georges T. Roos befasst sich seit 20 Jahren mit dem, was da noch kommt. Er kennt die Megatrends und hilft mit seiner Forschung, die Zukunft vorstellbar zu machen.

Georges T. Roos, wandelt sich die Welt wirklich oder nur gefühlt immer schneller?
Tatsächlich ist die Beschleunigung ein Megatrend, so nennen wir eine übergeordnete Entwicklung. Diese Beschleunigung ist sogar messbar. Heute werden zum Beispiel klassische Musikstücke schneller gespielt als in der Zeit, als sie komponiert wurden. Im Alltag stellen wir fest, dass sich die Updates jagen und es täglich Neues gibt. Natürlich gibt es auch den Gegentrend der Entschleunigung. Aber das ist nur der kleine Bruder. Haupttrend bleibt die Beschleunigung.

Die Digitalisierung und Automatisierung schreiten besonders zügig voran. Wie sieht unsere Berufswelt in 20 Jahren aus?
Ich gehe davon aus, dass die künstliche Intelligenz ein sehr starker Treiber sein wird. Auch im kaufmännischen Bereich werden viele Arbeiten von einer Software übernommen. In der Produktion und im Dienstleistungsbereich werden kollaborative Roboter immer wichtiger.

Hat die Digital- und Robotisierung auch Grenzen?
Ja, Handwerk hat nach wie vor goldenen Boden. Ich kann mir beispielsweise nicht vorstellen, dass der Roboter kommt, wenn der Wasserhahn tropft. Da braucht es einen Fachmann.

Sie befassen sich mit Trends, die vorhersehbar sind. Zum Beispiel das Bevölkerungswachstum. Weshalb ist das so klar?
Die Bevölkerung steigt in den nächsten 20 Jahren weltweit an, das steht ausser Frage, obwohl die Geburtsrate sinkt. Aber die Lebenserwartung steigt weltweit. Einzig ein Extremereignis wie ein Weltkrieg oder ein Supervulkan könnten daran was ändern.

In 20 Jahren sollen in der Schweiz zehn Millionen Menschen leben, sagen sie voraus. Was bedeutet das für uns?
Mehr Leute bedeuten von allem mehr. Mehr Energie, mehr Infrastruktur, mehr Behausungen. In der Schweiz sind die Weichen so gestellt, dass nicht mehr Kulturland eingezont und verbaut werden darf. Das heisst also, wir müssen verdichten. Vor allem in den Städten. Was auch klar ist. Ein Viertel dieser zehn Millionen werden über 65 Jahre alt sein. Ein grosses Thema wird also die gerechte Altersvorsorge. Im Jahr 2040 stehen pro Rentner nur noch zwei Leute im erwerbsfähigen Alter.

Ein weiterer Megatrend ist die Verknappung von Energie. Was sehen Sie diesbezüglich auf uns zukommen?
Es ist klar, dass die ökologische Transformation fortschreitet. Unser Land muss sich enorm anstrengen, um in 30 Jahren wie versprochen klimaneutral zu sein. Wir müssen den Verbrauch eindämmen und erneuerbare Energien fördern.

Wie wichtig ist dabei die Regionalität?
Erneuerbare Energie ist im Überfluss da. Es geht darum, ob und wie schnell wir sie nutzen können. Die Energiewende ist technologisch möglich, die dafür nötigen Erfindungen sind gemacht. Das Thema Nachhaltigkeit hat verschiedene Seiten, ökologische, ökonomische und soziale. Es gilt, regional angepasste Strategien zu finden. Regionalisierung wird für bestimmte Produkte immer wichtiger, etwa bei Lebensmitteln oder den Rohstoffen für den Bau.

Das Berner Unternehmen Gasser Ceramic setzt auf langlebige Produkte, stellt Dachziegel her, die 100 Jahre halten. Bleibt das aktuell?
Ja, das was man baut, muss Qualität haben. Es wäre ein falscher Schluss, jetzt ein billiges Dach zu bauen, nur weil wir nicht wissen, was in 20 Jahren ist. Hochwertige und langlebige Güter sind im Trend – und bleiben auch in Zukunft der richtige Ansatz.

War die Zukunft tatsächlich noch nie so ungewiss wie heute?
Manchmal sage ich im Scherz: «Die Zukunft ist auch nicht mehr das, was sie mal war.» Tatsächlich ist es so, dass unsere stark vernetzte Welt immer komplexer wird und der Wandel ungebremst fortschreitet. Das führt automatisch zu Unübersichtlichkeit und damit zu Unsicherheiten.

Schlussfrage: Vieles wird anders – was bleibt in Zukunft gleich?
In der Zukunftsforschung sind wir fokussiert darauf, was sich verändert. Vieles wird jedoch auch gleichbleiben. Der Mensch bleibt ein soziales Wesen.

Georges T. Roos gehört zu den führenden Schweizer Zukunftsforschern. Der Luzerner befasst sich seit über 20 Jahren hauptberuflich mit der Zukunft und betreibt ein Zukunftsforschungsinstitut. Zur Webseite >

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