Arthur Müggler ist seit gut einem Jahr Präsident von Gebäudehülle Schweiz und gilt damit als der höchste Dachdecker des Landes. Der 62-Jährige stammt aus Altstätten im St. Galler Rheintal, wo er seit drei Jahrzehnten ein eigenes Gebäudehüllenunternehmen mit 30 Mitarbeitern führt. e-Elements hat ihm den Branchen-Puls gefühlt.
Arthur Müggler, die Anforderungen an die moderne Gebäudehülle sind hoch. Was muss sie können?
Sie muss Wind, Wasser, Kälte und Hitze widerstehen und für ein gutes, energiesparendes Raumklima sorgen. Kurz: Die Gebäudehülle ist der allumfassende Teil eines Hauses: Steildach, Flachdach und Fassade.
Wie ist Ihre Beziehung zu den verschiedenen Materialien der Gebäudehülle?
Tonziegel hatte ich immer gern, sonst wäre ich nicht Dachdecker geworden. Bitumen-Abdichtungen sind auch cool. Bei der Fassade gefallen mir besonders Eternit, Faserzement und Holz.
Wie hat sich die Gebäudehülle in den letzten Jahren entwickelt?
Der Stellenwert und die Wahrnehmung der Gebäudehülle verbesserten sich klar. Zum einen reden alle von Isolation und Energiesparen. Zum anderen legen die Architekten mehr Wert auf die Gestaltung von Fassaden und Dächern und zeigen darin viel Kreativität. Das gefällt mir und ist eine gute Entwicklung.
Stichwort Isolation: Was hat sich hier getan in den letzten 30 Jahren?
Enorm viel. Früher waren die Isolationen ungefähr so dick wie ein Buchrücken. Heute sind sie im Durchschnitt viermal dicker, so breit wie ein ganzes Buch. Damit kann man die Wärme im Haus behalten.
Was heisst das für die Branche, wenn derzeit alle ihre Häuser isolieren und eine Photovoltaik-Anlage auf dem Dach wollen?
Das bedeutet, wir haben alle Hände voll zu tun. Und auch, dass wir für unsere Arbeit geschätzt werden. Ebenso stärkt uns die Erkenntnis, dass wir mit unserem Handwerk viel für die Umwelt tun und etwas Sinnvolles für die Zukunft machen.
Wie schaut es mit Fachkräften aus?
Auch wir Unternehmen im Bereich der Gebäudehülle sind auf der Suche nach Mitarbeitenden. Es ist ein allgemeines Problem.
Suchen Sie auch nach Frauen? Dachdeckerinnen sind selten, so unser Eindruck
Dieser Eindruck stimmt. Unsere Branche wäre sehr offen für Frauen, nur bewirbt sich kaum eine. Wir schreiben im Betrieb in Altstätten unsere offenen Stellen gezielt auch für Frauen aus: «Wir suchen Dackdecker*in». Doch der Andrang hält sich in Grenzen. Dabei wäre der Beruf auch für Frauen körperlich machbar. Im Bereich Dachdeckerinnen haben wir sicher noch Potenzial – und sehen darin eine grosse Chance!
Seit rund einem Jahr sind Sie Verbandspräsident. Was erreichten Sie?
Bei meinem Amtsantritt erklärte ich, dass ich den Verband weiterbringen und neue Mitglieder gewinnen will. Hier sind wir auf gutem Weg. Wir wollen den Schwung, den die aktuellen Energiethemen der Branche bringen, für unsere Organisation nutzen. Eine neue Strategie unterstreicht dies. Auch werden wir politisch eher gehört. Was mich freut, denn die bessere Wahrnehmung unserer Anliegen in der Politik ist ein weiteres Ziel von mir. In vielen Bereichen geht es aufwärts, das passt ja für Dachdecker. Wir gehören von Berufes wegen einfach nach ganz oben (lacht).
Zur Person
Arthur Müggler, 62, wuchs in Altstätten SG auf, wo er heute noch lebt und sein regionales Unternehmen betreibt. Nach einer Dachdeckerlehre arbeitete er einige Jahre in Solothurn. Nach dem Diplom als Dachdeckermeister kehrte er nach Altstätten zurück und übernahm das Familienunternehmen. Müggler ist Vater von vier erwachsenen Kindern und betätigt sich in seiner Freizeit als Ballonfahrer. In jungen Jahren war er als Fallschirmspringer Schweizer Meister im Zielsprung.
Mügglers private Dächer
Das erste Dach über dem Kopf von Arthur Müggler war das seines Elternhauses in Altstätten/SG. Mit 28 Jahren baute er sein eigenes Haus – und deckte es doppelt mit Biberschwanzziegeln ein. In den Ferien reicht Müggler oft ein Zeltdach über dem Kopf. Sein Traumhaus sollte mit einer PV-Anlage ausgerüstet sein und an einer schönen Aussichtslage stehen. Mit Blick über das St. Galler Rheintal natürlich.